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Foto:Treberspurg

Rückblick und Vorschau: Sanierungsoffensive

800 Millionen Euro Gesamtbudget, ca. 70.000 Förderanträge, fast 21.000 Registrierungen und weniger als 120 Millionen Euro nur noch im Fördertopf: Das ist der Status der Sanierungsoffensive 2021-2022  Mitte Dezember 2022. Wir machen einen Rückblick und wagen eine Vorschau.

Zum Start der Sanierungsoffensive haben wir die Fördersumme sehr begrüßt. Das Förderbudget umfasste wie avisiert 650 Millionen Euro für zwei Jahre (2020 standen 142,7 Millionen Euro zur Verfügung) und wurde sogar um zusätzliche 150 Millionen Euro aufgestockt. Großartig war auch, dass deutlich früher als die vergangenen Jahre Klarheit zum Sanierungsscheck für 2021 und 2022 herrschte. Das sorgte für mehr Planungssicherheit.

Klarstellung: Sinnvolle Maßnahmensetzung

Dennoch war nach einem Jahr Laufzeit vom „Raus aus Öl und Gas“-Bonus sowie vom „Sanierungsscheck“ eines klar: Die Bewerbung vom „Raus aus Öl und Gas“-Bonus verbreitete ein falsches Bild. Ein Heizkesseltausch ist gut und sinnvoll, aber nur die halbe Wahrheit. Denn neue und modernste Heizgeräte sind darauf angewiesen, dass die Energieverluste des Gebäudes minimiert sind. Eine verbesserte Gebäudehülle sowie isolierte Rohrleitungen senken die Vorlauftemperatur der Heizanlage so weit ab, dass die Wärmeerzeugung auf Basis nachwachsender und CO2-neutraler Rohstoffe ideal betrieben werden kann. „Wenn der Energieverlust über die Gebäudehülle minimiert wurde, kann das gesamte Repertoire technischer Möglichkeiten ausgenutzt werden“, so unser Sprecher Clemens Hecht.

Wie steht´s um die Sanierungsrate in Österreich?

Kommentar von Wolfgang Amann, geschäftsführender Gesellschafter der Forschungsplattform Institut für Immobilien, Bauen und Wohnen (IIBW), im März 2022: „Die Sanierungsrate in Österreich ist gar nicht so schlecht. Wir liegen bei etwa 1,5 Prozent des Gebäudebestandes, wenn man auch die Einzelbauteilsanierungen dazu nimmt. Wir brauchen aber selbstverständlich innerhalb der nächsten wenige Jahre 2,5 Prozent. Wir müssen bei der Sanierung massiv Gas geben. Das ist überhaupt keine Frage.“

Wie könnte die Sanierungsrate gesteigert werden?

„Ein ganz wesentliches Thema im Bereich des großvolumigen Wohnbaus sind die Duldungspflichten. Wir brauchen eine gesetzliche Regelung, dass Menschen, die heute noch mit Gas heizen oder mit Gas kochen, zustimmen müssen, dass die Heizung im ganzen Gebäude auf regenerative Systeme umgestellt wird. Das is dringend erforderlich, das ist überfällig“, so Wolfgang Amann. Hier gehts zu seinem Videostatement.

Sanierungsoffensive 2023-2024

Die nächste Sanierungsoffensive kommt. Diese ist erneut als Zwei-Jahresaktion konzipiert und soll am 03.01.2023 starten so in einer APA OTS-Aussendung. Es werden Leistungen ab dem 01.01.2023 gefördert und um das Förderungsangebot zielgerichteter und attraktiver zu gestalten, werden die Pauschalen für thermische Sanierungen und die Förderungssätze angehoben und die Antragsfristen verlängert.

Im Budget- und Strategiebericht der Bundesregierung sind auch höhere Auszahlungen insbesondere im Zusammenhang mit klima- und energiepolitisch transformativen Maßnahmen vorgesehen. So werden im BVA-E 2023 gegenüber 2022 zusätzlich 748,5 Millionen Euro vorgesehen, u.a. für Maßnahmen der thermischen Gebäudesanierung (+48,9 Mio. €).

Das Klimaministerium schreibt in einer Aussendung im Oktober 2022: Energieeffizienzmaßnahmen zählen zu den volkswirt­schaftlich günstigsten Hebeln zur Vermeidung von CO2-Emissionen und sind ein wichtiger Beitrag zu einer zukunftsorientierten Klimapolitik.

8 Forderungen und ein Positionspapier

Wir haben bei Praktiker:innen nachgefragt, was die Sanierungsoffensive noch erreichen könnte. Das Ergebnis sind acht Forderungen – hier zum Nachlesen.

Vier Baupakt-Partner nehmen auch Stellung. Die Gewerkschaft Bau-Holz, der Fachverband Stein- und keramische Industrie, die Bundesinnung Bau und GLOBAL 2000 plädieren für einen Energiesparscheck als neuen Sanierungsscheck. Dieser stellt die Leistbarkeit sicher und forciert Dämmung zur raschen Reduktion von Kosten wie Energieverbrauch. Gleichzeitig wird die regionale Wertschöpfung gestärkt, Jobs geschaffen und erhalten. Das Positionspapier können Sie hier ansehen.

Summa summarum: An der Sanierung führt kein Weg vorbei und Verbesserungspotential gibt es immer. Wir leisten unseren Beitrag hin zu einer energieeffizienten Zukunft.