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Konjunkturradar 2024
Erhoffter Aufschwung lässt auf sich warten.

Konjunkturradar Österreich Juni 2024

Das Konjunkturradar veranschaulicht Trends in der österreichischen Wirtschaft anhand von Echtzeit-Indikatoren. Herausgegeben wird es von der Wirtschaftskammer Österreich. Fazit zur aktuellen Entwicklung und Ausblick: Leichter Aufwärtstrend ab dem Sommer erwartet.

„Die anhaltende Industrierezession ist ein wesentlicher Grund dafür, dass die Wirtschaftsleistung Österreichs in diesem Jahr nur verhalten wachsen wird. Die OeNB prognostiziert für 2024 ein schwaches BIP-Plus von +0,3 %. Verbesserte weltweite Konjunkturaussichten, eine rückläufige Inflation sowie weitere Zinssenkungen sollen jedoch den Weg für den langersehnten Aufschwung im nächsten Jahr ebnen: Für 2025 erwarten die Notenbanker ein BIP-Wachstum von 1,8 %.“

So das Konjunkturradar im Juni 2024.

Economic Sentiment Indicator Österreich, Mai 2024
Economic Sentiment Indicator Österreich, Mai 2024

Zweigeteilte Entwicklung: Dienstleistungen und Industrie
Während das Stimmungsbild der Dienstleistungsbetriebe laut Economic Sentiment Indicator positiv ausfällt, verharren Industrie und Bau weiter in der Rezession. Die Frühschätzungen von Statistik Austria zeigen, dass die Industrieumsätze im April um 2,6 % unter dem Vorjahr lagen.
Besonders herausfordernd ist die Situation für die energieintensive Papierindustrie, bei der die Auftragslage schon seit beinahe zwei Jahren als schwach eingestuft wird. Leicht bergauf geht es hingegen in der Chemieindustrie.

Die Industrie wächst weltweit; in China stärker als gedacht
Der globale Industrie-Einkaufsmanagerindex ist im Mai auf ein 12-Monats-Hoch gestiegen, mit Asien als stärkstem Treiber. In der Eurozone verweilen Deutschland, Frankreich und Österreich in der Kontraktion, während Spaniens Industrie expandiert. Positive Signale gibt es aus Fernost: Laut Prognosen des IWF wird China 2024 mit 5 % deutlich stärker wachsen als gedacht. Mittelfristig dürfte China allerdings seine Rolle als Wachstumsmotor verlieren; das dortige BIP-Wachstum soll sich bis 2029 auf 3,3 % abflachen.

Hoffnung, trotz leicht schrumpfender Aufträge
Die Produktionserwartungen der heimischen Industrie für die nächsten 12 Monate sind wieder so positiv wie vor dem Ukrainekrieg und liegen mittlerweile über dem langjährigen Durchschnittsniveau. Der gute Produktionsausblick deckt sich allerdings nicht mit der aktuellen Auftragslage, denn die Industrie war im Mai noch immer mit leicht rückläufigen Neuaufträgen konfrontiert. Sobald die Nachfrage tatsächlich ansteigt, wird die Produktion ausgeweitet werden müssen, denn die Lagerbestände sind bereits unterdurchschnittlich.

Herstellerpreise sinken; Inflationsabstand nimmt ab
Seit zehn Monaten sinken die Herstellerpreise. Fallende Preise für Strom und Gas drückten den Erzeugerpreisindex zuletzt um 4,8 % unter den Vorjahreswert. Durch die Abschwächung der Energie- und Mietpreisanstiege hat auch die Verbraucherpreisinflation nachgegeben. Der HVPI Österreichs lag im April bei 3,3 %, und damit immer noch klar über dem EZB-Ziel und Euroraum-Durchschnitt. Die gute Nachricht ist aber, dass sich der Inflationsabstand zum Euroraum auf den kleinsten Wert seit 2022 verringerte.

Weniger offene Stellen; mehr Lehrstellensuchende
Die seit Anfang 2023 andauernde Rezession hat die Arbeitslosigkeit deutlich ansteigen lassen, insbesondere im Bau, in der Industrie und im Handel. Die Anzahl an offenen Stellen nahm hingegen ab. In der Gesamtwirtschaft gab es im Mai um 20.000 (17 %) weniger offene Stellen als im Vorjahr. In der von Auftragsschwäche geplagten Herstellung von Waren gingen sie um ein Viertel zurück. Der Andrang auf Lehrstellen steigt derweil. Im Mai waren um 1.249 (+26 %) mehr Lehrstellensuchende sofort verfügbar als im Vorjahr.

Wohnbaukreditzinsen gehen bereits leicht zurück
Die EZB hat Anfang Juni die Leitzinsen um 25 Basispunkte gesenkt, der maßgebliche Einlagenzinssatz geht damit von 4,0 % auf 3,75 % zurück. Dies wird voraussichtlich auch zu Rückgängen der Kreditzinsen führen. Bereits im April 2024 waren die Zinssätze für Wohnbaukredite leicht rückläufig. Dennoch dürfte die Nachfrage nach Wohnbau- und Investitionskrediten dieses Jahr noch schwach bleiben, da die Zinsen nur langsam sinken. Die Wohnbauinvestitionen werden 2024 laut OeNB um 5,6 % zurückgehen.

Wettbewerbsfähigkeit anhaltend geschwächt
Die Einschätzungen der heimischen Industrieunternehmen zu ihrer eigenen Wettbewerbsfähigkeit auf Exportmärkten außerhalb der EU haben im zweiten Quartal 2024 einen neuen Tiefstand erreicht. Die Europäische Kommission prognostiziert für Österreich 2024 zudem den zweithöchsten Lohnstückkostenanstieg – hinter Kroatien – in der Eurozone. Da die exportorientierte Industrie übermäßige Kostensteigerungen nicht weitergeben kann, dürfte dies die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts weiter schwächen.

Hier geht’s zum Konjunkturradar mit detaillierten Indikatoren und Grafiken.

Berichte als PDF
Februar 2024: Ausgabe 20.2.
Jänner 2024: Ausgabe 18.1.
Dezember 2023: Ausgabe 7.12.