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Nachbericht 2. QG Talk „Brandschutz und Wärmedämmung – eine Frage der Verarbeitung?“, 26. September 2013

„Brandschutz und Wärmedämmung –  eine Frage der Verarbeitung?“ 

Brandheiß ging es bei der zweiten Veranstaltung der Reihe QG Talk der Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme her. Hitzeentwicklung, Sippenhaftung, Versicherungsbonus oder Wärme- kontra Klimaschutz: Die Ergebnisse der Diskussion im BENE Showroom zeigten wieder einmal deutlich auf, dass es ohne Zusammenarbeit und breiter Bewusstseinsbildung auch im Brandschutz keinen Schritt weitergehen wird.

Brandschutz in Verbindung mit Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) ist ein viel diskutiertes und strittiges Thema. Nicht zuletzt auf Grund unsachlicher Berichterstattungen und falscher Interpretationen. Die Zahl der Häuser mit Wärmedämmung steigt, die damit verbundenen Normen und Vorschriften ebenfalls. Einen Überblick zu behalten, ist für betroffene PlanerInnen und Ausführende oft schwierig. Wenn es zu einem Brandfall kommt, dann stellt sich die Frage, wo die Fehlerursache liegt und wer letztendlich Verantwortung zu tragen hat. Experten nahmen hierzu Stellung.

Richard Feischl, Feuerwehrhauptkommandant in Mödling, stellte fest, dass sich die Brandlast in den Wohnungen in den letzten zwanzig Jahren aufgrund der verwendeten Materialien, auch der Einrichtung, erheblich erhöht habe. Das könne lebensgefährlich sein für die Einsatzkräfte sowie für die BewohnerInnen. Richtlinien für den vorbeugenden Brandschutz, um z.B. ein schnelles Überschlagen des Brandes zu verhindern, wären hilfreich. Feischl forderte stärkere Kontrollen der Umsetzung von Verarbeitungsrichtlinien und Normen sowie das zu Rate ziehen von BrandschutzexpertInnen. „Man muss das Problem an der Wurzel packen und miteinander reden – nicht Probleme hin und her schieben oder Kosten in den Vordergrund stellen“, nur so könne der Bauherr Brandschutz verstehen und besser durchführen lassen.

Christian Pöhn, MA 39, bestätigte, dass wenn Richtlinien bei der Verarbeitung beachtet würden, dramatische Brandentwicklungen verhindert werden könnten. Auch wenn es gute Prüfvorschriften für den Brandschutz bei WDVS gibt, kritisierte er ein zu geringes Bewusstsein für deren Bedeutung und einen Mangel an Kontrollen. Außerdem stellte Pöhn die Frage voran, was mit Brandschutzmaßnahmen unter anderem verhindert werden soll: „Wichtig ist, dass die Brandweiterleitung auf der Fassade nicht stattfindet – das ist der Schlüssel zum Erfolg.“ Das Anbringen von Brandschutzriegeln sei unabdingbar. Pöhn weist auch auf den Wettbewerb im Bauen und Wohnen hin, um Wohnen leistbar zu halten: “Vorschriften müssen so scharf sein, dass nichts passiert und so wenig scharf, dass sie umgesetzt werden.“

Qualitatives Verarbeiten und Verwenden entsprechender Materialien zur Verhinderung der Brandausbreitung unterstrich auch QG-Sprecher Clemens Hecht. Dafür dienlich sei die Ausbildung zum zertifizierten Fachverarbeiter, einer Initiative der QG WDS gemeinsam mit den Bauakademien Österreichs. Auf breiter Basis geht man in die Ausbildung, auch an Höhere Technische Lehranstalten oder Universitäten. „Wir müssen künftig gemeinsam mit der Feuerwehr aufzeigen, was passiert, wenn nicht das umgesetzt wird, was gefordert ist“, denn jeder Brand, sei einer zuviel.

Der Versicherungsfall „Brand“ sei selten, so Wolfgang Reisinger von der Wiener Städtischen Versicherung. Dennoch plädierte er für mehr Bewusstsein für das Schadenspotential bei Brandfällen. Versichert sei man zwar von zwei Seiten: die Feuerversicherung vom Hausbesitzer und die Haftpflichtversicherung von der ausführenden Baufirma. Doch diese würden im Schadensfall zumeist nicht ausreichen.

„Wenn wir zum Zug kommen, ist es zu spät. Der Schadensfall ist im Vorfeld zu verhindern.“ Ein Bonus bei Brandschutzversicherungen für qualitative Verarbeitung am Bau sei nicht vorgesehen, auch wenn deren Nachweis bei großen Bauvorhaben bereits Pflicht sei. Jedoch führte Reisinger das Beispiel Rauchmelder-Pflicht in Kärnten an, die zu geringeren Prämien bei Feuerversicherungen führte.

Wärmeschutz und Brandschutz − ein Widerspruch?

Saubere Verarbeitung, qualitatives Material, geprüfte Systeme, Brandschutzriegel – so könne vorbeugender Brandschutz aussehen. Demgegenüber steht jedoch der Druck, der auf PlanerInnen durch AuftraggeberInnen lastet: wirtschaftlich und zeitlich. Auch wenn für den Brandschutz entsprechende Normen, Zertifikate und Bauvorschriften vorhanden sind, werden sie oft dem „leistbaren Wohnen“ untergeordnet. In der Diskussion wird von einer zivilgesellschaftlichen Aufgabe gesprochen, die gelöst werden will.

Den Bogen spannen
„Erkenntnisse müssen in die Planung, die Ausführung und in die Kontrolle auf der Baustelle gehen“, brachte Pöhn die Beiträge der Veranstaltung auf den Punkt. Das heißt hin zu einer Sensibilisierung von Anfang an und bei allen Beteiligten: Planern, Bauherren, Ingenieuren, Handwerkern, Brandschutzbeauftragten und der Feuerwehr. Aber nicht nur die Schulung von Fachkräften, sondern auch verstärkte Kontrollen am Bau seien ein Schritt in die richtige Richtung für mehr „vorbeugenden Brandschutz“ – eine Forderung, die auch von Seiten des Publikums kam. Die beste Versicherung ist noch immer jene, die nicht in Anspruch genommen wird, so Reisinger.

Am Podium:

Clemens Hecht
Sprecher QG WDS

Richard Feischl
Bezirksfeuerwehrkommandant, Landesfeuerwehrrat Mödling 

Wolfgang Reisinger
Wiener Städtische AG 

Christian Pöhn
MA 39, Prüf-, Überwachungs- und Zertifizierungsstelle der Stadt Wien

 

Moderation: Volker Dienst, Inprogress Architektur Consulting

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