Energieeffizienz: Verluste minimieren, Maßnahmen optimieren
Die Experten der ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme und die Heizungsspezialisten des Zukunftsforum SHL sind sich einig: Für die Energiewende und vor allem die Klimaneutralität 2040 muss der Energieverlust über die Gebäudehülle reduziert werden, damit ein Heizkesseltausch sinnvoll und alle Maßnahmen effizient sind.
Im Rahmen der Sanierungsoffensive 2021/2022 des Bundes wird neben dem Sanierungsscheck auch „Raus aus Öl und Gas“ begrüßt. Die ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme und das Zukunftsforum SHL stimmen überein: Für die Energiewende und vor allem die Klimaneutralität 2040 muss der Energieverlust über die Gebäudehülle reduziert werden. Erst die Kombination geförderter Maßnahmen, wie eine Dämmung mit z. B. einem Heizkesseltausch, macht Sinn. Die beiden freiwilligen Arbeitsgemeinschaften setzen sich daher für ganzheitliche Energieberatungen ein. Das Ziel ist eine sinnvolle Energieeffizienz, die mit einer Planungssicherheit für AuftraggeberInnen und AuftragnehmerInnen einhergeht.
Ein Beispiel: Familie K. hat kürzlich ein Häuschen geerbt. Aufgrund der aktuellen geopolitischen Entwicklungen und hohen Energiepreise wollte sie das Haus mit einer neuen Heizungsanlage versehen. Ein Vorhaben ganz im Sinne der Sanierungsoffensive. Ernüchterung kam mit dem Installateur. Er stellte die Frage nach dem thermischen Gebäudestatus: Der lautet ungedämmt. Das ist der Grund zur Absage des Heizkesseltausches. Wie Familie K. ergeht es momentan vielen Immobilien-BesitzerInnen. Die ARGE Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme (QG) will aufklären.
Thermische Gebäudesanierung in sinnvollen Schritten
Wahre Energieeffizienz ist, wenn Energie gar nicht erst erzeugt werden muss – und somit auch keine Kosten zur Energieerzeugung entstehen. Ein Heizkesseltausch ist gut und sinnvoll, aber nur die halbe Wahrheit. Denn neue und modernste Heizgeräte sind darauf angewiesen, dass die Energieverluste des Gebäudes minimiert sind. Eine verbesserte Gebäudehülle sowie isolierte Rohrleitungen senken die Vorlauftemperatur der Heizanlage so weit ab, dass die Wärmeerzeugung auf Basis nachwachsender und CO2-neutraler Rohstoffe ideal betrieben werden kann. „Wenn der Energieverlust über die Gebäudehülle minimiert wurde, kann das gesamte Repertoire technischer Möglichkeiten ausgenutzt werden“, so QG-Sprecher
Dr. Clemens Hecht.
Perspektive: Planungssicherheit mit dauerhaften Lösungen
Eine Weiterführung der Sanierungsoffensive nach 2022 ist unbedingt erforderlich. Künftige Förderungen müssten Teilsanierungen berücksichtigen, die schrittweise im Sinne einer ganzheitlichen Sanierung erfolgen. Darauf können alle folgenden Sanierungsmaßnahmen ideal aufeinander abgestimmt werden. Diese langfristige Planung auf zwei bis fünf Jahre bringt Planungssicherheit auf beiden Seiten: bei AuftraggeberInnen und AuftragnehmerInnen.
Zwei Arbeitsgemeinschaften ziehen an einem Strang
Zustimmung kommt vom Zukunftsforum SHL, ein branchenübergreifender Zusammenschluss von Österreichs Installateuren, des Heizungsgroßhandels sowie österreichischen Qualitätsherstellern der Wärmebranche. Ein gemeinsames Anliegen mit der QG sind zielführende Maßnahmen der thermischen Gebäudesanierung. „Ein Austausch des bestehenden fossilen Wärmeerzeugers ist im Sanierungsbereich schwer möglich und in den meisten Fällen nicht zielführend, um Ressourcen und Geldbeutel zu schonen“, erzählt
Andreas Rotter, Obmann des Zukunftsforum SHL. Bei einer Sanierung sind nicht nur Fingerspitzengefühl und technisches Know-how Grundvoraussetzung, eine genaue Erfassung beim Erstgespräch mit dem Kunden hinsichtlich Gebäudehülle, Wärmeerzeuger und Wärmeabgabesystem ist erforderlich. „Bei nachwachsender Energie, grünem Gas und synthetischem Öl fallen höhere Systemtemperaturen nicht ins Gewicht; Bei erneuerbarer Energie, also Wärmepumpen, welche mit Luft-, Wasser oder Sole betrieben werden, hingegen schon“, sagt Rotter. Voraussetzung für die Umstellung auf erneuerbare Energie sind eine geringe Heizleistung pro Quadratmeter (W/m2) und Niedertemperatur-Systeme mit einer geringen Vorlauftemperatur (max. 40°C), um einen hohen Wirkungsgrad zu erzielen. Die Anschaffungskosten richten sich nach der Größe des Wärmeerzeugers, je geringer die Heizlast umso günstiger und effizienter wird die Heizungsanlage. Das Fazit und gleichzeitig der Appell des Obmanns: „Die beste Energie ist die, die nicht benötigt wird.“
Über 75 Prozent Einsparung möglich
Den maximalen Erfolg für unser Klima und unsere Gesundheit bringt ein thermisch teil- oder vollsaniertes Gebäude. Eine Einsparung der Heizenergie bis weit über 75 Prozent ist möglich und damit ein effektiver Weg zur Klimaneutralität 2040.
ARGE QG WDS: Arbeitsgemeinschaft der Spezialisten
Die Qualitätsgruppe Wärmedämmsysteme (QG) vereint die größten Anbieter von Wärmedämmverbundsystemen in Österreich: Baumit, Capatect, Röfix und Sto. Ein Großteil aller in Österreich verarbeiteten Wärmedämmverbundsystemen (WDVS) kommt aus den Betrieben dieser vier Unternehmen. Ziel der QG ist es, private und öffentliche Bauherren über die Vorzüge von WDVS zu informieren und die Verarbeitungsqualität zu steigern. Dafür gibt die QG eine Verarbeitungsrichtlinie (VAR) heraus und hat die Ausbildung zum zertifizierten WDVS-Fachverarbeiter (ZFV) initiiert. Der ETHOUSE Award – der Preis für energieeffiziente Sanierungen in Österreich gilt als Zeichen, dass planerische und Ausführungsqualität zu attraktiven Objekten führen. Diese als Impulse möchte die QG in die Öffentlichkeit bringen. Die Initiativen – VAR, ZFV und ETHOUSE Award – sind im Sinne der UN Sustainable Development Goals.
Über das Zukunftsforum SHL:
Das Zukunftsforum SHL ist ein branchenübergreifender Zusammenschluss von Österreichs Installateuren (vertreten durch die Bundesinnung und die neun Landesinnungen in der Wirtschaftskammer), des Heizungsgroßhandels sowie österreichischen Qualitätsherstellern der Wärmebranche. Der Verein versteht sich als unabhängige Informationsplattform rund um das Thema Heizungsmodernisierung und repräsentiert einen Wirtschaftszweig von rund 2,5 Milliarden Euro und rund 20.000 Mitarbeiter*innen. Das Zukunftsforum SHL betreibt das Informationsportal www.meineheizung.at, das Verbraucher*innen am Weg zum nachhaltigen Heizsystem unterstützt. Auf dem Portal finden sich über 570 qualifizierten MeineHeizung-Partner-Installateursbetriebe in ganz Österreich und der „Quick-Check Heizung“, ein Rechner, der Investitions- und Heizkosten sowie CO2-Ausstoß verschiedener Heizsysteme über 20 Jahre vergleicht.
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